Einmal im Jahr organisiert die HTG der DAV Sektion München einen Ausflug für die Tourenorganisatoren. Letztes Jahr gings ins Steinerne Meer auf die Wasseralm, um die Hirschbrunft zu erleben und die Große Teufelsspitze zu besteigen. Ein tolles Erlebnis.
So war die Erwartung für dieses Jahr groß. Landart, Stoneart – Was sollte das sein? Kunst am Berg!
Früher habe ich auf Fotos solche Sachen schon gesehen. 20 Jahre und länger ist das her. Mag sein, dass dieses Thema etwas aus der Mode gekommen ist. Jedenfalls war die Idee, dass wir uns selber künstlerisch betätigen sollten. Angeleitet durch Hama Lohrmann, der dieses Feld buchstäblich schon seit Jahren beackert.

So trafen wir uns Ende September auf der Freiburger Hütte im Lechquellengebirge. Claudia und ich hatten Wolfgang mit dabei. Wir waren die letzten, die auf der Hütte eintrudelten und wurden durch einen Regenschauer ermahnt, das nächste Mal früher da zu sein. Die Hütte war voll und laut, das Essen so la la, die Zimmerlager top und das Wetter versprach für den nächsten Tag Besserung.
Das war dann tatsächlich so, aber deutlich später als gedacht. So starteten wir bei etwas trübem Wetter in Richtung Rote Wand, die wir bisher noch gar nicht so richtig gesehen hatten.

Hama hatte am Vortag einen Platz auskundschaftet, der genügend Material versprach und die passende Energie besaß. Nach einer guten Stunde erreichten wir eine größere Ebene direkt unter der Roten Wand. Strukturiert durch lang gezogene Tälchen, Buckel, Wiesen, Felsflächen bot sich eine interessante Arbeitsfläche. Die verschiedenen Kalkgesteine waren vielfältig gefärbt. Dunkel- und Hellgrau, rötlich, bräunlich. Viele der herumliegenden Steine waren eher länglich geformt.

Wir teilten uns auf. Einzeln und in kleinen Teams schwärmten wir aus, um schöne Plätzchen zu finden und los zu legen.
Praktisch gings dann drum geeignete Steine zu finden, sie über mehr oder weniger große Strecken zum Ziel zu tragen und zusammen zu fügen. Als Hilfsmittel hatten wir Arbeitshandschuhe (noch am Anreisetag im Lechtal erstanden), Schnur und Nagel, um gegebenfalls Kreise abzuzirkeln sowie Ikea-Tüten. 3, 4 Stunden ging es so dahin. Mit Pausen und Spicken bei den anderen ging die Zeit schnell rum. Die Arme wurden länger, die Kräfte schwanden, das Wetter besserte sich zusehends, so dass wir nach schweißtreibenden Stunden gegenseitig die Kunstwerke im Sonnenschein bestaunen konnten. Erstaunlich, was wir so geschafft haben.
Der Künstler begutachtet sein Werk Gruppenbild gebrochener Kreis Auge Familienaufstellug Stelen
Zufrieden ging es zurück zur Hütte. Der Abend ging mit Essen und ratschen gut rum und wir harrten der Dinge am nächsten Tag.
Hama schlug einen anderen Flecken vor. In Richtung der Ravensburger Hütte wanderten wir eine gute Stunde bei grandioser Aussicht bis wir nach Überwindung einer Steilstufe die Obere Schütz unterhalb des Gehrengrates erreichten. Hama hatte dort vor 5 Jahren zwei Kunstwerke ausgelegt, deren Überreste man noch erkennen konnte. Eine flächige Struktur war noch zu erkennen, weil in etwas kreisförmig eine Menge Steine in der Wiese lagen. Zusammen mit Solveig, Miklosch, Mira und Claudia nutzten wir die Steine für ein neues Kunstwerk.
Detail Das Kunstwerk wirkt in der Landschaft Solveig und das Kunstwerk
Die Reste eines Bogens, den Hama aus länglichen Steinen aufgebaut hatte, waren nicht mehr erkennbar. Allerdings wuchs Wollgras entlang der alten Struktur besonders üppig. Eine interessante Auswirkung des menschlichen Eingriffs.

Der Rest der Gruppe versuchte sich an der Errichtung eines freistehenden Bogens. Nach 2h war der vielleicht zur Hälfte fertig.
Hama schleppt Andi schleppt Beim Zusammenbauen

Der Trupp schafft es dann aber innerhalb einer weiteren halben Stunde den Bogen zu schließen. Er stand nur kurze Zeit, ließ aber genügend Zeit, um ein paar Fotos zu schießen.
Der fertige Bogen Beweisaufnahme
Am Ende gab’s noch eine Brotzeit mit Blick auf die Rote Wand.

Danach gings zurück zur Hütte. Tolle Wolkenformationen zeichneten sich in den Himmel.

Mich haben die beiden Tage ziemlich geschlaucht. Ein paar Zentner Steine schleppen war sehr ungewohnt. Aber es hat viel Spaß gemacht, die Ergebnisse waren ziemlich beeindruckend und die Gruppe funktionierte sehr gut.
Auf ein Neues.
Hier eine Liste mit den ungefähren Koordinaten der Kunstwerke. Der Zustieg zu den Kunstwerken des ersten Tages verläuft die letzte halbe Stunde weglos bis unter die Rote Wand, ist aber insgesamt unschwierig. Den Doppelkreis vom zweiten Tag erreicht man, indem man nach der Steilstufe zur Oberen Schütz wenige Minuten weglos nach Norden wandert.